Täglich einen Impuls bekommen von Gemeindegliedern aus der Evangelischen Thomasgemeinde, Altkatholischen Gemeinde, Baptistischen Gemeinde und der Römisch-Katholischen Kirchengemeinden Josef und Geist. Ab dem 1. Dezember machen sich Maria und Josef in unseren Gemeinden auf den Weg und begleiten uns in dieser besonderen Adventszeit.
„Da machte sich auch auf Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger.“
(Lukasevangelium 2, 4)
Pascale Veber und Matthias Blick-Veber aus St. Josef verschließen ihre Haustür in Nazareth (Tür der Trinitatiskirche)
Hermann Hesse
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In and're, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Wir wollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
„Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken.“
(Isaac Newton)
Christina und Daniel Gerlach aus Thomas unter der Brücke des LVM-Kristalls
Die Brücke am Tay
Theodor Fontane
"Wann treffen wir drei wieder zusamm'?"
"Um die siebente Stund', am Brückendamm."
"Am Mittelpfeiler."
"Ich lösch die Flamm'."
"Ich mit."
"Ich komme vom Norden her."
"Und ich vom Süden."
"Und ich vom Meer."
"Hei, das gibt ein Ringelreihn,
und die Brücke muß in den Grund hinein."
"Und der Zug, der in die Brücke tritt
um die siebente Stund'?"
"Ei, der muß mit."
"Muß mit."
"Tand, Tand
ist das Gebild von Menschenhand."
Auf der Norderseite, das Brückenhaus -
alle Fenster sehen nach Süden aus,
und die Brücknersleut', ohne Rast und Ruh
und in Bangen sehen nach Süden zu,
sehen und warten, ob nicht ein Licht
übers Wasser hin "ich komme" spricht,
"ich komme, trotz Nacht und Sturmesflug,
ich, der Edinburger Zug."
Und der Brückner jetzt: "Ich seh einen Schein
am andern Ufer. Das muß er sein.
Nun, Mutter, weg mit dem bangen Traum,
unser Johnie kommt und will seinen Baum,
und was noch am Baume von Lichtern ist,
zünd alles an wie zum heiligen Christ,
der will heuer zweimal mit uns sein, -
und in elf Minuten ist er herein."
Und es war der Zug. Am Süderturm
keucht er vorbei jetzt gegen den Sturm,
und Johnie spricht: "Die Brücke noch!
Aber was tut es, wir zwingen es doch.
Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf,
die bleiben Sieger in solchem Kampf,
und wie's auch rast und ringt und rennt,
wir kriegen es unter: das Element.
Und unser Stolz ist unsre Brück';
ich lache, denk ich an früher zurück,
an all den Jammer und all die Not
mit dem elend alten Schifferboot;
wie manche liebe Christfestnacht
hab ich im Fährhaus zugebracht
und sah unsrer Fenster lichten Schein
und zählte und konnte nicht drüben sein."
Auf der Norderseite, das Brückenhaus -
alle Fenster sehen nach Süden aus,
und die Brücknersleut' ohne Rast und Ruh
und in Bangen sehen nach Süden zu;
denn wütender wurde der Winde Spiel,
und jetzt, als ob Feuer vom Himmel fiel,
erglüht es in niederschießender Pracht
überm Wasser unten... Und wieder ist Nacht.
"Wann treffen wir drei wieder zusamm'?"
"Um Mitternacht, am Bergeskamm."
"Auf dem hohen Moor, am Erlenstamm."
"Ich komme."
"Ich mit."
"Ich nenn euch die Zahl."
"Und ich die Namen."
"Und ich die Qual."
"Hei!
Wie Splitter brach das Gebälk entzwei."
"Tand, Tand
ist das Gebilde von Menschenhand"
„Siehe,Kinder sind
eine Gabe des Herrn.“
(Psalm 127,3)
Das sehen Catarina Lima Ferreira Schulz und Sven von Basum aus der Thomasgemeinde als Maria und Josef auch so und hoffen, dass sich für ihre Gabe des Herrn bald ein Krippenplatz findet.
Was ein Kind braucht
Hans-Georg Wigge
Ein Kind braucht Geduld und Geborgenheit,
ein Kind braucht Umarmen und sehr viel Zeit.
Ein Kind braucht die zarte Hand, die es führt,
ein Kind braucht die Wärme, die Seelen berührt.
Ein Kind braucht zu essen, egal wo es wohnt,
ein Kind braucht das Wissen, das Leben sich lohnt.
Ein Kind braucht Bildung, um selber zu gehen,
ein Kind braucht Lob, um aufrecht zu stehen.
Ein Kind braucht Vorbild, verantwortungsbewusst,
ein Kind braucht Spiele voll Freude und Lust.
Ein Kind braucht Tänze und ganz viel Musik,
ein Kind braucht Ermutigung und wenig Kritik.
Ein Kind braucht Vertrauen, denn dann ist es stark,
ein Kind braucht Verständnis an jedem Tag.
Ein Kind braucht Begleitung ins Leben hinein,
ein Kind braucht Erkenntnis besonders zu sein.
Ein Kind braucht den Sinn, wenn es Leere verspürt,
ein Kind braucht den Mensch, der zu Jesus es führt.
Ein Kind braucht nicht Horte, Konsum und viel Geld,
ein Kind braucht Eltern, bei denen es zählt.
Ein Kind braucht Beachtung und unendlich Zeit,
ein Kind braucht Antwort auf Glück und auf Leid.
Kein Kind auf der Welt wächst durch Hass oder Hiebe,
ein jedes Kind braucht bedingungslos Liebe.
„Meine Zeit
steht in deinen Händen.“
(Psalm 31,16)
Johann und Helene Gerlach
aus der Thomasgemeinde
vor der „Hand“
von Duk-Kyu Ryang
am Koldering
Mutterns Hände
Von Kurt Tucholsky
Hast uns Stulln jeschnitten
un Kaffe jekocht
un de Töppe rübajeschohm –
un jewischt und jenäht
un jemacht und jedreht ...
alles mit deine Hände.
Hast de Milch zujedeckt,
uns Bobongs zujesteckt
un Zeitungen ausjetragen –
hast die Hemden jezählt
und Kartoffeln jeschält ...
alles mit deine Hände.
Hast uns manches Mal
bei jroßen Schkandal
auch 'n Katzenkopp jejeben.
Hast uns hochjebracht.
Wir wahn Sticker acht,
sechse sind noch am Leben ...
Alles mit deine Hände.
Heiß warn se un kalt.
Nu sind se alt.
Nu bist du bald am Ende.
Da stehn wa nu hier,
und denn komm wir bei dir
und streicheln deine Hände.
Wir aber warten
auf einen neuen
Himmel und eine
neue Erde nach
seiner Verheißung,
in denen Gerechtigkeit
wohnt.“
(2. Petrus 3,13)
Regina Fries und Branca Krybus aus der St.-Joseph-Gemeinde warten an der Bushaltestelle Weselerstraße
Perspektivenwechsel
von Iris Macke
Advent heißt Warten
Nein, die Wahrheit ist
Dass der Advent nur laut und schrill ist
Ich glaube nicht
Dass ich in diesen Wochen zur Ruhe kommen kann
Dass ich den Weg nach innen finde
Dass ich mich ausrichten kann auf das, was kommt
Es ist doch so
Dass die Zeit rast
Ich weigere mich zu glauben
Dass etwas Größeres in meine Welt hineinscheint
Dass ich mit anderen Augen sehen kann
Es ist doch ganz klar
Dass Gott fehlt
Ich kann unmöglich glauben
Nichts wird sich verändern
Es wäre gelogen, würde ich sagen:
Gott kommt auf die Erde!
Und nun lest den Text noch einmal von unten nach oben!
(aus: Der andere Advent 2018)
„Mit der Verdrängung der Alten verzichtet die Gesellschaft auf Erfahrung, Erinnerung und Geschichte. Sie muss das Defizit an Lebenserfahrung durch die Bereitstellung von Experten ausgleichen.“
(Norbert Blüm)
Margit und Günther Koch aus der Kirchengemeinde St. Joseph als Maria und Joseph vor dem Johanniter- Seniorenhaus an der Weißenburg-Straße.
Die Weisheit des Alters
Ein 92 jähriger Mann beschloss nach dem Tod seiner Frau ins Altersheim zu gehen. Die Wohnung schien ihm zu gross, und er wollte für seine letzten Tage auch noch ein bisschen Gesellschaft geniessen, denn er war geistig noch in guter Verfassung.
Im Heim musste er lange in der Halle warten, ehe ein junger Mann zu ihm kam und mitteilte, dass sein Zimmer nun fertig sei. Er bedankte sich und lächelte seinem Begleiter zu, während er, auf seinen Stock gestützt, langsam neben ihm herging.
Bevor sie den Aufzug betraten erhaschte der Alte einen Blick in eines der Zimmer und sagte „Mir gefällt es sehr gut“. Sein junger Begleiter war überrascht und meinte, er habe doch sein Zimmer noch gar nicht gesehen. Bedächtig antwortete der alte Mann „wissen Sie junger Mann, ob ich den Raum mag oder nicht hängt nicht von der Lage oder der Einrichtung, sondern von meiner Einstellung ab. Von der Art, wie ich ihn sehen will. Und ich habe mich vor langer Zeit entschieden glücklich zu sein. Diese Entscheidung treffe ich jeden Morgen neu wenn ich aufwache. Denn ich kann wählen. Ich kann im Bett bleiben und hadern, dass mein Körper alt wurde und ich dies und jenes nicht mehr tun kann, oder ich kann aufstehen und dankbar sein für alles, was ich noch kann. So ist jeder Tag ein Geschenk. Und solange ich meine Augen öffnen kann, will ich sie auf den neuen Tag richten, und solange ich meinen Mund öffnen kann will ich Gott danken für all die glücklichen Stunden die ich erleben durfte und noch darf. Sie sind noch jung, doch nehmen Sie sich den Rat eines alten Mannes zu Herzen: Deponieren Sie alles Glück, alle Freude, alle schönen Erlebnisse als Erinnerung auf einem Spezialkonto, um im Alter über einen Schatz zu verfügen, von dem Sie zehren können, wann immer Sie dessen bedürfen. Es liegt an Ihnen, wie hoch Ihre Einlagen auf dem Konto sind. Ich verrate Ihnen noch zwei einfache Tricks, mit denen Sie ihr Konto rasch wachsen lassen können: Hegen Sie in Ihrem Herzen nur Liebe, und in Ihren Gedanken nur Freude. In dem Bewusstsein, so ein Konto zu besitzen, verliert die Zukunft ihre Ungewissheit, und der Tod seine Angst.“
Der junge Mann hatte staunend zugehört und bedankt sich nun mit einem strahlenden Leuchten in seinen Augen. Freudig drückt er den Arm des Alten und meint: „Vielen Dank! soeben habe ich ein Erinnerungskonto eröffnet und dieses Gespräch ist meine erste Einlage“
Mit diesen Worten öffnete er die Tür, um dem neuen Bewohner sein Zimmer zu zeigen. Dieser lächelt und sagt: „Mir gefällt es sehr gut.“
Quelle unbekannt
Vielleicht sind alle Drachen unseres Lebens Prinzessinnen,
die nur darauf warten,
uns einmal schön und mutig zu sehen. Vielleicht ist alles Schreckliche im Grunde das Hilflose,
das von uns Hilfe will.
Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
Heidrun und Prof. Dr. Ulrich Martini
aus der Thomasgemeinde
kraulen in der Habichtshöhe ihre Vorgartendrachen.
Der Wahrheitsfreund
»Du säest Zähne des Drachen,
Geharnischte Männer erstehn;
Doch, Armer, sie werden nicht für dich,
Sie werden gegen dich gehen!«
Und mögen sie mich auch verwunden
Und senken ins eisige Grab –
Sie sind doch kräftige Kämpen
Der Herrin, der ich mich ergab.
Und mag ich der Herrin nur dienen,
So will ich ja gerne vergehn,
Drum säe ich Zähne des Drachen
Und freue mich, wenn sie erstehn!
Friedrich Hebbel (1813 - 1863), deutscher Dramatiker und Lyriker
Arm ist wem
nicht warm ist.
Gudrun Henke und Monika Franz
aus St. Joseph bei lausigen Temperaturen
vor dem Bio-Supermarkt
am sog. Kleinen Markt
Morgen, Kinder, wird’s nichts geben!
(Erich Kästner)
Morgen, Kinder, wird’s nichts geben!
Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.
Mutter schenkte euch das Leben.
Das genügt, wenn man’s bedenkt.
Einmal kommt auch Eure Zeit.
Morgen ist’s noch nicht so weit.
Doch ihr dürft nicht traurig werden,
Reiche haben Armut gern.
Gänsebraten macht Beschwerden,
Puppen sind nicht mehr modern.
Morgen kommt der Weihnachtsmann.
Allerdings nur nebenan.
Lauft ein bisschen durch die Straßen!
Dort gibt’s Weihnachtsfest genug.
Christentum, vom Turm geblasen,
macht die kleinsten Kinder klug.
Kopf gut schütteln vor Gebrauch!
Ohne Christbaum geht es auch.
Tannengrün mit Osrambirnen –
lernt drauf pfeifen! Werdet stolz!
Reißt die Bretter von den Stirnen,
denn im Ofen fehlt’s an Holz!
Stille Nacht und heilge Nacht –
Weint, wenn’s geht, nicht! Sondern lacht!
Morgen, Kinder, wird’s nichts geben!
Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld!
Morgen, Kinder, lernt fürs Leben!
Gott ist nicht allein dran schuld.
Gottes Güte reicht so weit . . .
Ach, du liebe Weihnachtszeit!
Der Esel
„Du, Tochter Zion, freue dich sehr,
und du, Tochter Jerusalem, jauchze!
Siehe, dein König kommt zu dir,
Gerechter und ein Helfer,
arm und reitet auf einem Esel,
auf einem Füllen der Eselin.“
Martina und Volker Brummel
St. Joseph Münster Süd
mit ihrem Drahtesel
am Fahrraddenkmal im Südpark
Die Hauptsache
(Herkunft unbekannt)
Die Tiere diskutierten einmal über Weihnachten. Sie stritten, was wohl die Hauptsache an Weihnachten sei.
"Na klar, Gänsebraten", sagte der Fuchs, "was wäre Weihnachten ohne Gänsebraten!"
"Schnee", sagte der Eisbär, "viel Schnee!" Und er schwärmte verzückt: "Weiße Weihnachten!"
Das Reh sagte: "Ich brauche aber einen Tannenbaum, sonst kann ich Weihnachten nicht feiern."
"Aber nicht so viele Kerzen", heulte die Eule, "schön schummrig und gemütlich muss es sein,
Stimmung ist die Hauptsache."
"Aber mein neue Kleid muss man sehen", sagte der Pfau, "wenn ich kein neues Kleid kriege,
ist für mich kein Weihnachten!"
"Und Schmuck!", krächzte die Elster, "jedes Weihnachtsfest kriege ich was: einen Ring, ein Armband, eine Brosche oder eine Kette, das ist für mich das Allerschönste an Weihnachten."
"Na, aber bitte den Stollen nicht vergessen", brummt der Bär, „das ist doch die Hauptsache.
Wenn es den nicht gibt und all die süßen Sachen, verzichte ich auf Weihnachten."
"Mach`s wie ich", sagte der Dachs, "pennen, pennen, das ist das Wahre. Weihnachten heißt für mich: mal richtig pennen!"
"Und saufen", ergänzte der Ochse, mal richtig einen saufen und dann pennen“, ... aber dann schrie der Ochse: "Aua", denn der Esel hatte ihm einen gewaltigen Tritt versetzt:
"Du Ochse, denkst Du denn nicht an das Kind?"
Da senkte der Ochse beschämt den Kopf und sagte: "Das Kind, ja das Kind, das ist doch die Hauptsache." - "Übrigens", fragte er dann den Esel: "Wissen das die Menschen eigentlich?"
Über den Dächern
Was euch gesagt wird
in das Ohr,
das predigt
auf den Dächern!
(Matthäus 10,27)
Barbara und Christoph Donnermeyer aus Heilig Geist
vor dem großen Lichterbaum, der vom Turm der Geistkirche ins Viertel leuchtet.
Das Turmlied
Johann Wolfgang von Goethe
Zum Sehen geboren, Zum Schauen bestellt, Dem Turme geschworen Gefällt mir die Welt.
Ich blick in die Ferne,
Ich seh in der Näh,
Den Mond und die Sterne,
Den Wald und das Reh.
So seh ich in allen
Die ewige Zier
Und wie mir's gefallen
Gefall ich auch mir.
Ihr glücklichen Augen,
Was je ihr gesehn,
Es sei wie es wolle,
Es war doch so schön!
Aus Faust 2. Teil, 5. Akt (1832)
Geben und Nehmen
„Wir bestreiten unseren
Lebensunterhalt von dem,
was wir bekommen,
und leben von dem,
was wir geben.“
(Winston Churchill)
Annika Schulz und Norman Wagner
von der Baptistengemeinde Münster
nehmen sich als Maria und Josef,
aus der Givebox neben der Josephskirche
gut erhaltene Literatur und Kleidung,
die gute gehaltene Menschen dort abgegeben haben.
Wie im Nehmen so im Geben
Wie im Nehmen so im Geben
galt das schöne Gleichgewicht
als Gesetz für unser Leben.
Einer war des andern Licht.
Gleiches Schreiten durch die Jahre,
schwärmend einst und heute stet,
Wirbelwind durch blonde Haare -
weicher Hauch durch weiße geht.
Frohe Stunden, stille Trauer,
festes Herz im Überschwang,
und der Ewigkeiten Schauer
wehn durch dieses Lebens Gang.
Also laß uns weiter wandern,
jeder Wandertag ist Dank,
da vom Lebenskelch des andern
jeder neues Leben trank.
„Jedes Mal, wenn du Geld ausgibst,
stimmst du darüber ab,
welche Art von Welt du willst.“
(Anna Lappé)
Maria und Josef
alias Judith und Christoph Kattentidt
aus der Thomasgemeinde
decken sich mit Keksen und Kaffee ein –natürlich im Eine-Welt-Laden
in der Trinitatiskirche.
AutorIn unbekannt / März 2002
Wenn die Welt ein Dorf wäre…
(Herkunft unbekannt)
Wenn man die Weltbevölkerung auf ein 100 Seelen zählendes Dorf reduzieren könnte und dabei die Proportionen aller auf der Erde lebenden Völker beibehalten würde, wäre dieses Dorf folgendermaßen zusammengesetzt:
57 Asiaten
21 Europäer
14 Amerikaner (Nord-, Zentral- und Südamerikaner)
8 Afrikaner
Es gäbe: 52 Frauen und 48 Männer
30 Weiße und 70 nicht Weiße
30 Christen und 70 nicht Christen
89 Heterosexuelle und 11 Homosexuelle
Sechs Personen besäßen 59 Prozent des gesamten Reichtums, und alle sechs kämen aus den USA, 80 lebten in maroden Häusern, 70 wären Analphabeten, 50 würden an Unterernährung leiden, einer wäre dabei, zu sterben, einer wäre dabei, geboren zu werden. Einer besäße einen Computer, einer (ja, nur einer) hätte einen Universitätsabschluss.
Wenn man die Welt auf diese Weise betrachtet, wird das Bedürfnis nach Akzeptanz und Verständnis offensichtlich.
Du solltest auch folgendes bedenken:
Wenn Du heute morgen aufgestanden bist und eher gesund als krank warst, hast Du ein besseres Los gezogen als die Millionen Menschen, die die nächste Woche nicht mehr erleben werden.
Wenn Du noch nie in der Gefahr einer Schlacht, in der Einsamkeit der Gefangenschaft, im Todeskampf der Folterung oder im Schraubstock des Hungers warst, geht es Dir besser als 500 Millionen Menschen.
Wenn Du zur Kirche gehen kannst, ohne Angst haben zu müssen, bedroht, gefoltert oder getötet zu werden, hast Du mehr Glück als drei Milliarden Menschen.
Wenn Du Essen im Kühlschrank, Kleider am Leib, ein Dach über dem Kopf und einen Platz zum Schlafen hast, bist du reicher als 75 Prozent der Menschen dieser Erde.
Wenn Du Geld auf der Bank, in Deinem Portemonnaie und im Sparschwein hast, gehörst Du zu den privilegiertesten 8 Prozent dieser Welt.
Wenn Deine Eltern noch leben und immer noch verheiratet sind, bist Du schon wahrlich eine Rarität.
Wenn Du diese Nachricht erhältst, bist Du direkt zweifach gesegnet: Zum einen, weil jemand an Dich gedacht hat, und zum anderen weil Du nicht zu den zwei Milliarden Menschen gehörst, die nicht lesen können.
Arbeite, als bräuchtest Du kein Geld.
Liebe, als habe Dir nie jemand etwas zuleide getan.
Tanze, als ob niemand Dich beobachte.
Singe, als ob niemand Dir zuhöre.
Lebe, als sei das Paradies auf Erden.
„Sie werden lachen -
die Bibel!“
(Bert Brecht auf die Frage nach seiner Lieblingslektüre)
Friederike Lichtwark und Ralf Klies aus Drensteinfurt tätig in der Thomasgemeindeals Maria und Josef voller Andacht vertieft in die berühmte drei-bändige Aaseestadtbibel.
Erotik und Abenteuer
(Martin Mustroph, Augenblick mal … Radioandachten aus dem Münsterland)
Lieben Sie erotische Literatur? Oder sagen Sie: „So`n Schweinskram kommt mir nicht ins Haus“? Ich vermute mal – egal, wie Sie dazu stehen: Sie haben erotische Literatur in Ihrem Bücherregal.
Oder haben Sie keine Bibel? Wenn nicht, dann kaufen Sie sich schnell eine – man gönnt sich ja sonst nichts.
Und heute Abend schlagen Sie das Hohelied Salomos auf, das nicht umsonst „Lied der Lieder“ genannt wird. Schöne Frauen und gutaussehende Männer werden da besungen. Dabei nehmen die Dichter wahrlich kein Blatt vor den Mund.
Oder sind Sie mehr ein Freund spannender Abenteuerromane? Dann kann ich Ihnen wärmstens die Samuel-Bücher empfehlen. Da ist man versucht – wie bei einem guten Krimi – schon mal vorzeitig auf die letzte Seite zu kieken, um zu sehen, wie die Sache nun ausgeht: Gelingt es David, dem Nesthäkchen, das Karriere macht, dann aber eine terroristische Vereinigung gründet und nach Mafia-Methoden Schutzgeld erpresst, sich gegen seine Konkurrenten durchzusetzen?
Vielleicht liegen Ihnen aber Lebensweisheiten, kluge Sprüche mehr am Herzen? Etwa: „Der Faule windet sich im Bett wie die Tür in der Angel.“ Oder eine andere Weisheit, die das Leben schrieb: „Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“ (Kommt Ihnen vielleicht bekannt vor.)Oder: „Lieber in der weiten Wüste wohnen als mit einem zänkischen Weib unter einem Dache.“
Na ja, man muss nicht alles gut finden, was in den Sprüchen Salomos steht. Doch: Erotik, Weisheit, Abenteuer – reizt das nicht, mal wieder in die Bibel zu schauen? Sie können`s natürlich auch lassen. Aber glauben Sie mir: Da entgeht Ihnen was!
„Der Schaukler“ wird dieses Fresko der Kirche von Naturns aus dem 8. Jahrhundert in genannt.
Es zeigt den heiligen Prokulus, den 4. Bischof von Verona.
(Umstritten bleibt allerdings, ob der Heilige aus purem Vergnügen hin und her schaukelt oder eher an Seilen von einem Balkon gelassen wird, um durch Flucht dem Martyrium zu entgehen.)
„Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.
Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer.“
(Lobgesang der Maria, Lukas 2,52f)
Barbara Rode und Thomas Caffier aus Heilig Geist vor der Sparkasse Münsterland-Ost an der Weseler Straße
Heilige Nacht
Ludwig Thoma (1867-1921)
So ward der Herr Jesus geboren
Im Stall bei der kalten Nacht.
Die Armen, die haben gefroren,
Den Reichen war’s warm gemacht.
Sein Vater ist Schreiner gewesen,
Die Mutter war eine Magd.
Sie haben kein Geld nicht besessen,
Sie haben sich wohl geplagt.
Kein Wirt hat ins Haus sie genommen;
Sie waren von Herzen froh,
Dass sie noch in Stall sind gekommen.
Sie legten das Kind auf Stroh.
Die Engel, die haben gesungen,
Dass wohl ein Wunder geschehn.
Da kamen die Hirten gesprungen
Und haben es angesehn.
Die Hirten, die will es erbarmen,
Wie elend das Kindlein sei.
Es ist eine G’schicht’ für die Armen,
Kein Reicher war nicht dabei
„Machet die Tore weit
und die Türen in der Welt hoch,
dass der König der Ehre einziehe.“
(Psalm 24,7)
Mirja Lange und Solveig Reinecke und Shiro aus der Thomasgemeinde am Tor zum Sentmaringer Park
Das Tor
Simone Weil (1909-1943)
Macht uns auf das Tor! Wir wollen Gärten sehn,
Kühles Wasser trinken, das der Mond beschien.
Fremd sind wir. Die heiße Straße ist uns feind.
Ziellos irren wir und finden nirgends Ruh.
Blumen wolln wir sehn und nie mehr durstig sein.
Hoffend, wartend, leidend stehn wir vor dem Tor.
Schläge werden es zertrümmern nötgenfalls,
Druck und Stöße auch. Doch ach! Es ist zu stark.
Warten, schmachten, auf es blicken ist umsonst.
Fest verschlossen bleibt, was wir hier vor uns sehn.
Starren Blicks und unter Qualen weinen wir.
Immer sehn wir es. Die Zeit wird uns zur Last.
Vor uns Tor! Das Wollen hilft uns nicht.
Besser ist es, ohne Hoffnung wegzugehn.
Niemals kommen wir hinein. Wir sind es leid.
Da! Das Tor ist offen! Schweigen strömt heraus.
Keine Gärten, keine Blumen zeigen sich.
Nur der weite Raum, die Leere und das Licht, -
Das ist gegenwärtig und erfüllt das Herz,
Wäscht die Augen, die der Staub fast blind gemacht.
Maike und Sven Biermann
aus der Thomasgemeinde
auf ihrem Weg entlang des Aasees
„Wie der stille See seinen dunklen Grund in der tiefen Quelle hat,
so hat die Liebe eines Menschen ihren rätselhaften Grund in Gottes Licht.“
(søren Kierkegaard)
Das ist am See
(Hermann Löns, 1866-1914)
Das ist am See der Weidenbaum,
Der wiegt und biegt sich hin und her,
In seinem Stamm hat die Eule Raum,
Seine Zweige sind so leer.
Einst war er jung, einst war er grün,
Und trug viel goldner Schäfchen Pracht,
Die Bienen summten in sein Blühn
Und holten süße Tracht.
Mein armer, alter Weidenbaum,
Ich weiß, ich weiß, woran du krankst,
In mir auch hat die Eule Raum,
Ich habe solche Angst.
„Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft,
dass sie auffahren
mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen
und nicht matt werden, dass sie wandeln
und nicht müde werden.“
(Jesaje 40, 31)
Caroline und Thorsten Hölscher aus der Thomasgemeinde schwingen ihr Flügel
vor dem Habichtsdenkmal am Grünen Grund, der auf der Habichtshöhe liegt.
Der Adler, der nicht fliegen wollte
(James Aggrey aus Ghana)
Ein Mann ging in den Wald, um einen Vogel zu fangen, den er mit nach Hause nehmen
konnte. Er fing einen jungen Adler, brachte ihn heim und steckte ihn in den Hühnerhof zu den
Hennen, Enten und Truthühnern. Und er gab ihm Hühnerfutter zu fressen, obwohl er ein
Adler war, der König der Vögel. Nach fünf Jahren erhielt er den Besuch eines naturkundigen
Mannes. Und als sie miteinander durch den Garten gingen, sagte der: "Dieser Vogel dort ist
kein Huhn, er ist ein Adler!" "Ja", sagte der Mann, "das stimmt. Aber ich habe ihn zu einem
Huhn erzogen. Er ist jetzt kein Adler mehr, sondern ein Huhn, auch wenn seine Flügel 3
Meter breit sind." "Nein", sagte der andere. "Er ist immer noch ein Adler, denn er hat das
Herz eines Adlers. Und das wird ihn hoch hinauffliegen lassen in die Lüfte." "Nein, nein",
sagte der Mann, "er ist jetzt ein richtiges Huhn und wird niemals fliegen." Darauf beschlossen
sie, eine Probe zu machen. Der naturkundige Mann nahm den Adler, hob ihn in die Höhe und
sagte beschwörend:" Der du ein Adler bist, der du dem Himmel gehörst und nicht dieser Erde:
Breite deine Schwingen aus und fliege!" Der Adler saß auf der hochgereckten Faust und
blickte um sich. Hinter sich sah er die Hühner nach ihren Körnern picken, und er sprang zu
ihnen hinunter. Der Mann sagte:" Ich habe dir gesagt, er ist ein Huhn!" "Nein", sagte der
andere, "er ist ein Adler. Versuche es morgen noch einmal!" Am anderen Tag stieg er mit
dem Adler auf das Dach des Hauses, hob ihn empor und sagte: "Adler, der du ein Adler bist,
breite deine Schwingen aus und fliege!" Aber als der Adler wieder die scharrenden Hühner im
Hofe erblickte, sprang er abermals zu ihnen hinunter und scharrte mit ihnen. Das sagte der
Mann wieder: "Ich habe dir gesagt, er ist ein Huhn!" "Nein", sagte der andere, "er ist
ein Adler, und er hat immer noch das Herz eines Adlers. Lass es uns noch ein einziges Mal
versuchen; morgen werde ich ihn fliegen lassen!" Am nächsten Morgen erhob er sich früh,
nahm den Adler und brachte ihn hinaus aus der Stadt, weit weg von den Häusern an den Fuß
eines hohen Berges. Die Sonne stieg gerade auf, sie vergoldete den Gipfel des Berges, jede
Zinne erstrahlte in der Freude eines wundervollen Morgens. Er hob den Adler hoch und sagte
zu ihm: "Adler, du bist ein Adler. Du gehörst dem Himmel und nicht dieser Erde. Breite deine
Schwingen aus und fliege": Der Adler blickte umher, zittert, als erfülle ihn neues Leben -aber
er flog nicht. Da ließ ihn der naturkundige Mann direkt in die Sonne schauen. Und plötzlich
breitete er seine gewaltigen Flügel aus, erhob sich mit dem Schrei eines Adlers, flog höher
und höher und kehrte nie wieder zurück.
Tu deinem Leib etwas Gutes,
damit deine Seele Lust hat,
darin zu wohnen.“
(Theresa von Avila, 1515-1582)
Christiane Frickenstein und Thomas Ehrenberg
aus der Thomasgemeinde
genießen ihr Sahnetörtchen
vor Café Mönnig
an der Hammerstraße
Genuss
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749 - 1832)
Genieße mäßig Füll und Segen,
Vernunft sei überall zugegen,
Wo Leben sich des Lebens freut.
Dann ist Vergangenheit beständig,
Das Künftige voraus lebendig,
Der Augenblick ist Ewigkeit.
„Der Mensch soll lernen, nur die Ochsen büffeln.“
(Erich Kästner)
Jane und Nikolas Schwarz aus der Thomasgemeinde
auf der Treppe der Primus-Schule an der Grevingstraße
Lob des Lernens
(Bertolt Brecht, 1898-1956)
Lerne das Einfachste! Für die
Deren Zeit gekommen ist
Ist es nie zu spät!
Lerne das Abc, es genügt nicht, aber
Lerne es! Laß es dich nicht verdrießen!
Fang an! Du mußt alles wissen!
Du mußt die Führung übernehmen .
Lerne, Mann im Asyl!
Lerne, Mann im Gefängnis!
Lerne, Frau in der Küche!
Lerne, Sechzigjährige!
Du mußt die Führung übernehmen.
Suche die Schule auf, Obdachloser !
Verschaffe dir Wissen, Frierender!
Hungriger, greif nach dem Buch: es ist eine Waffe.
Du mußt die Führung übernehmen.
Scheue dich nicht zu fragen, Genosse !
Laß dir nichts einreden
Sieh selber nach!
Was du nicht selber weißt
Weißt du nicht.
Prüfe die Rechnung
Du mußt sie bezahlen.
Lege den Finger auf jeden Posten
Frage: Wie kommt er hierher?
Du mußt die Führung übernehmen.
„Tu deinen Mund auf für die Stummen; für die Sache aller, die verlassen sind.“
(Sprüche Salomos 31,8)
Ulrike und Franz Pohlmann am Institut für Politikwissenschaften der WWU an der Scharnhorststraße
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
Artikel 1
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft
und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.
Artikel 2
Jeder hat Anspruch auf alle in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne
irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion,
politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen,
Geburt oder sonstigem Stand.
Des weiteren darf kein Unterschied gemacht werden auf Grund der politischen, rechtlichen
oder internationalen Stellung des Landes oder Gebietes, dem eine Person angehört,
gleichgültig ob dieses unabhängig ist, unter Treuhandschaft steht, keine Selbstregierung
besitzt oder sonst in seiner Souveränität eingeschränkt ist.
Artikel 3
Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.
„Gesegnet ist der Mensch, der auf Gott vertraut und auf ihn hofft.
Solche Menschen sind wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und seine Wurzeln nach dem Bach ausstreckt.
Er hat nichts zu fürchten, wenn die Hitze kommt,
seine Blätter bleiben grün, und er hört nicht auf,
Früchte zu bringen.“
Eva und Tobias Mustroph aus der Thomasgemeinde vor ihrem Lieblingsbaum im Südpark.
Wachsende Ringe
Rainer Maria Rilke, 1875-1926
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.
„…denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“
Elvira und Martin Hammer als Maria und Josef auf Herbergssuche an der Baustelle Schützenhofbunker (Wörthstraße)
Die Herberge
(Kurt Ihlenfeld, 1901-1972)
Nun seid getrost in aller Welt,
ihr Wandrer, fern und nah,
nun ist die Herberg euch bestellt,
noch heute seid ihr da.
Drum haltet euch nicht länger auf,
blickt heimlich nicht zurück,
nehmt noch den rauhen Weg in Kauf,
es ist das letzte Stück.
Nur mutig in die Nacht hinein,
die Finsternis wird licht.
Schon liegt davon der Widerschein auf eurem Angesicht.
Und die auf euren Schultern liegt,
die schwere Last wird leicht.
Die Stunde, wo sie nichts mehr wiegt,
ist nah. Die Trauer weicht.
Mit Freuden werdet ihr das Kleid,
das staubge, von euch tun
und nach den Leiden dieser Zeit in Gottes Hütte ruhn
Die Krippe
„Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volke widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren.“
(Lukas 2, 10)
Die Figuren wurden nach einer Idee von Christiane Heining-Mühlenschulte von Kindern der KiTa Fliednerhaus gebastelt.
Am Weihnachtstag
Annette von Droste-Hülshoff ,1797-1848
Still ist die Nacht; in seinem Zelt geborgen,
der Schriftgelehrte späht mit finstren Sorgen,
wann Judas mächtiger Tyrann erscheint;
den Vorhang lüftet er, nachstarrend lange
dem Stern, der gleitet über Äthers Wange,
wie Freudenzähre, die der Himmel weint.
Und fern vom Zelte über einem Stalle,
da ist's, als ob aufs nied're Dach er falle;
in tausend Radien sein Licht er gießt.
Ein Meteor, so dachte der Gelehrte,
als langsam er zu seinen Büchern kehrte.
O weißt du, wen das nied're Dach umschließt?
In einer Krippe ruht ein neugeboren
und schlummernd Kindlein; wie im Traum verloren
die Mutter knieet, schlichter Mann rückt tief erschüttert
das Lager ihnen; seine Rechte zittert
dem Schleier nahe um den Mantel noch.
Und an der Türe steh'n geringe Leute,
mühsel'ge Hirten, doch die ersten heute,
und in den Lüften klingt es süß und lind,
verlor'ne Töne von der Engel Liede:
"Dem Höchsten Ehr' und allen Menschen Friede,
die eines guten Willens sind."