Luther und die Juden

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Luther und die Juden

Vortrag von Prof. Dr. Folker Siegert, ehem. Direktor des Institutum Judaicum Delitzschianum

 

Luthers Hass auf die Juden, der ihn uns Heutigen fremd machen könnte, wurde von nichts übertroffen als nur seinem Hass auf die Mönche – deren einer er selbst gewesen war. Alles was er bedrängend empfand, machte ihn krankhaft aggressiv. In seiner Lehre hingegen und in der der evangelischen Kirchen seither ist es insofern anders, als dort das neben der Kirche existierende Judentum schlicht fehlt. Auch das aber haben die nach ihm sich nennenden Kirchen nicht auf sich beruhen lassen, sondern haben ihr Verhältnis zum jüdischen Volk und seiner Religion als "geschwisterlich" definiert, und man hat den gegenseitigen Respekt zur Umgangsform erhoben. Prof. Siegert stellte dies an authentischen Texten dar und zog dabei theologisch eine Linie vom Sinai-Gesetz über die christliche Gewissensfreiheit zu den "neuen Dekalogen" (Luther), die in den christlich beeinflussten Gesellschaften entstanden sind, den zivilen Verfassungen. 

Die Auffassung, worin die Christenheit sich als das einzige Volk Gottes auf Erden ansah und der Alte Bund sei sozusagen gekündigt (das war aber nie Kirchenlehre), ist von allen ernstzunehmenden christlichen Kirchen inzwischen verneint worden zugunsten eines friedfertigen Nebeneinander.